Die revolutionäre Technologie hinter Israels bahnbrechender Opferkarte

The Revolutionary Technology Behind Israel's Game-Changing Casualty Card - FlareSyn

BladeShield 101: Eine neue Art von Unfallkarte

Das Sanitätskorps der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF-MC) arbeitet aktiv daran, vermeidbare Todesfälle durch eine verbesserte präklinische Versorgung im Gefechtsfeld zu reduzieren. Hochwertige Aufzeichnungen von Verletzungen und Behandlungen unterstützen die nachfolgende Versorgung und verbessern zukünftige Behandlungsmöglichkeiten. Derzeit werden Verletzungen und Behandlungen auf Papier- Verletztenkarten erfasst, was oft zu unvollständiger Datenerfassung und unzureichender Datenübertragung führt. Um diese Probleme zu lösen, hat das IDF-MC das Projekt BladeShield 101 ins Leben gerufen.



Das BladeShield 101-System besteht aus drei Komponenten, die mit Near Field Communication (NFC)-Tags gekoppelt und über Bluetooth synchronisiert werden:

Sensoren:

Tragbare Vitalparametersensoren zur kontinuierlichen physiologischen Überwachung. Alle Daten werden zur Speicherung und Verarbeitung an die Unfallinformationseinheit übermittelt. Zu den derzeit verwendeten kommerziellen Sensoren gehören Sensoren von Nonin (Nonin Medical, Plymouth, Minnesota, USA) und Masimo (Masimo Corporation, Irvine, Kalifornien, USA). Diese Sensoren liefern Messwerte für Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung. Zukünftig kann die Unfallinformationseinheit mit jedem Sensor mit Bluetooth-Sender synchronisiert werden, um zusätzliche Vitalparameter und verwandte Informationen wie Blutdruck, Herzzeitvolumen, kompensatorische Reservemessung, Schockniveau und nicht-invasive Bluttests zu erfassen.

Unfallinformationseinheit (Black Box):

Eine kleine Box, die mit einem Schnellverschluss am Verletzten befestigt wird, dient als digitale Verletztenkarte [siehe Abb. 1]. Die Box zeichnet die von den Sensoren erfassten Daten kontinuierlich (alle 30 Sekunden) auf, protokolliert alle medizinischen Eingriffe und speichert Operationen und medizinische Daten, die von den Betreuern über ein spezielles Smartphone eingegeben werden.

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Dedizierte Anwendung:

Die auf einem robusten, dedizierten Smartphone installierte Anwendung überträgt alle sensorerfassten Daten per Bluetooth an die Casualty Information Unit und ermöglicht so die Erfassung von Verletzungs- und Operationsdaten über verschiedene Versorgungsstufen hinweg [siehe Abb. 2]. Zur besseren Patientenüberwachung können Warnmeldungen für verschiedene Indikatoren eingerichtet werden. Der Zustand des Verletzten und die Behandlungsdaten werden verarbeitet und in einer visuellen Benutzeroberfläche dargestellt, was den Pflegekräften effizientere Behandlungsentscheidungen ermöglicht.

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In der Praxis kann das erste medizinische Personal, das den Verletzten erreicht – sei es ein Kampfmediziner oder ein Anbieter von erweiterten Lebenserhaltungsmaßnahmen –, Informationen zum Verletzten direkt vor Ort erfassen. Der Sensor wird über einen NFC-Tag mit der Unfallinformationseinheit gekoppelt. Nach der Kopplung beginnt die Einheit mit der Aufzeichnung der Vitalfunktionen. Sanitäter im Einsatz können mithilfe spezieller NFC-Tag-Kits notwendige Maßnahmen (z. B. Anlegen einer Aderpresse, Schmerzmittel) protokollieren, bevor die Anbieter von erweiterten Lebenserhaltungsmaßnahmen eintreffen. Diese Anbieter tragen ein mobiles Gerät bei sich, das sich über NFC mit der Unfallinformationseinheit verbindet. So können sie zuvor aufgezeichnete Daten abrufen und alle durchgeführten medizinischen Behandlungen protokollieren. Zusätzliche Informationen zu Verletzungsmechanismen, verletzten Körperteilen, Erstbeurteilungen, Evakuierungswerkzeugen und relevanten medizinischen Maßnahmen können ebenfalls hinzugefügt werden.

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Im September 2019 begann die IDF mit der Evaluierung des BladeShield 101-Systems. Alle Nutzer erhielten eine vierstündige Schulung und mussten wöchentlich mindestens eine praktische Übung absolvieren. Die Traumaregisterdaten aller Verletzten von September 2019 bis Juni 2020 wurden verglichen, um die Qualität der mit Standard-Verletztenkarten aus Papier gewonnenen Daten mit der von BladeShield 101 zu bewerten.

Während der Studie wurde das BladeShield 101-System zur Überwachung und Aufzeichnung von 24 Verletzten eingesetzt, während bei 197 Verletzten herkömmliche Papier-Verletztenkarten verwendet wurden. Alle gesammelten Daten wurden anschließend in das Traumaregister der IDF hochgeladen.


Bemerkenswerterweise wurde das BladeShield 101-System in den ersten acht Monaten des Einsatzes ausschließlich in Nicht-Kampfszenarien eingesetzt. Ein wesentlicher Vorteil dieses Systems war die effiziente Datenübertragung an das Traumaregister, das innerhalb eines Tages eine Übertragungsrate von 100 % erreichte. Dies stellte eine deutliche Verbesserung gegenüber der Übertragungsrate von 72 % bei papierbasierten Verletztenkarten dar.



Der Einsatz des BladeShield 101-Systems führte zu einem deutlichen Anstieg der aufgezeichneten Vitalfunktionen von 4 auf 120 pro Stunde. Diese deutliche Steigerung der Datenerfassungskapazität wurde durch Verbesserungen in anderen Bereichen ergänzt. Die Informationen zum Zeitpunkt der Behandlungen stiegen von 43 % auf 100 %, während die Vollständigkeit der Behandlungsinformationen von 67 % auf 98 % zunahm. Trotz dieser Verbesserungen blieb die durchschnittliche Behandlungszeit bis zur Evakuierung konstant bei 14 Minuten, was bedeutet, dass für die medizinischen Teams kein zusätzlicher Zeitaufwand entstand.



Medizinisches Personal, das das BladeShield 101-System nutzt, berichtete von mehreren operativen Vorteilen. Die Fähigkeit des Systems zur kontinuierlichen Überwachung der Vitalfunktionen erleichterte die Entscheidungsfindung bei Behandlungen erheblich. Zudem erforderte die automatisierte Datenerfassung und -übertragung weniger Personaleinsatz, was die Ressourcenverteilung optimierte. Obwohl das System noch nicht in Kampfszenarien getestet wurde, zeigte sein Einsatz außerhalb von Kampfsituationen, dass es die Behandlungszeit vor der Evakuierung nicht verlängerte.



Das BladeShield 101-System ist für die autonome und kontinuierliche Aufzeichnung und Datenübertragung in Echtzeit konzipiert. Die israelischen Streitkräfte haben das Potenzial des Systems erkannt und setzen nun eine umfassende Einsatzstrategie um, um die Abhängigkeit von papierbasierten Verletztenkarten zu minimieren. Zukünftig soll das BladeShield 101-System in Kampfszenarien eingesetzt und in digitale taktische Kontrollsysteme integriert werden, um medizinisches Personal und Kommandeure an vorderster Front mit Echtzeitinformationen zu versorgen.


Diese Integration soll das Situationsbewusstsein und die Entscheidungsfindung medizinischer und taktischer Teams verbessern. Darüber hinaus sollen die gesammelten Daten des BladeShield 101-Systems in Kombination mit fortschrittlichen Algorithmen des maschinellen Lernens die Entwicklung hochentwickelter Entscheidungsunterstützungssysteme erleichtern. Diese Systeme sollen die Versorgung von Verletzten auf dem Schlachtfeld, insbesondere unter den anspruchsvollen Bedingungen von Kampfszenarien, deutlich verbessern.

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